Auf den Spuren des Santiago de Compostela

——-UPDATE————————-08.01.2024————————-

Wir haben es geschafft!!!❤️
Wir möchten uns bei jeder:jedem Einzelnen für die Unterstützung bedanken!🎉
Mit euch zusammen haben wir eine phänomenale Fundingsumme in Höhe von 3.000,00€ erreicht. Wir freuen uns riesig, tausend Dank!🙂
Für alle diejenigen, die eine Spendenbescheinigung bekommen bitten wir um etwas Geduld bis wir Unterstützer:innenliste haben🙂

Das Pilgerprojekt der kinderheim machern GEMEINNÜTZIGE GMBH

Auch beim Pilgerprojekt ist die Zielsetzung eine individuelle Förderung jedes einzelnen Jugendlichen durch intensivpädagogische Einzelbetreuung.

 

Pilgern heißt, jeden Tag mit den eigenen Füßen unterwegs zu sein und alles was man benötigt, immer dabei zu haben bzw. selbst zu tragen. Der Jugendliche lernt eine andere, für ihn neue Lebensqualität kennen und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Für eine gewisse Zeit begibt sich der Betreuer mit dem Jugendlichen auf den Jakobsweg Richtung Santiago de Compostela und setzt ihn damit neuen Umständen und anderen Bezügen aus. Der Jugendliche wird somit gefordert, neue Verhaltensmuster zu entwickeln und das eigene Verhalten in der intensiven Auseinandersetzung mit anderen und mit sich selbst zu reflektieren.

 

Die räumliche Entfernung und die Konfrontation mit einem anderen Lebensumfeld (andere Kultur, Mentalität, Sprache) ermöglicht eine Situation, in der der Jugendliche auf sich selbst zurückgeworfen ist und in der er sich mit seinem Selbstbild auseinandersetzen kann.

Da der Jugendliche sein Durchhalten und seine Leistung selbst spürt und „sieht“, lernt er auf dem Weg, sich selbst zu vertrauen. Er kann weiterhin die Erfahrung machen, dass eine stille Tätigkeit wie das Wandern sowie die gesamte Vor- und Nachbereitung ein Weg der Wissensvermittlung sein kann. Der Jugendliche ist gezwungen, Stellung zu beziehen und Achtsamkeit zu entwickeln, gegenüber seiner Umwelt, seinen Mitmenschen und gegenüber sich selbst.

 

Achtsamkeit mit sich selbst

Beim Langstreckenpilgern läuft man täglich 25 – 30 km. Der Wanderer lernt schnell die Reaktionen seines Körpers zu achten und sich folgerichtig zu verhalten. Leichte Verletzungen, Zerrungen sowie Blasenbildung können täglich erfolgen. Sie lehren dem Wanderer bei jedem Schritt auf den Weg achtzugeben, seine Füße und Beine pfleglich zu behandeln. Auch eine gesunde, ausgeglichene Ernährung gehört dazu.

Außerdem zählt beim Wandern jedes Gramm Gepäck. Was vor der Pilgerung als Unverzichtbares galt, wird rasch zum Ballast. Es ist erstaunlich wie wenig man braucht, wenn man selbst der Lastesel ist! Und mancher merkt, wie einfach ein einfaches Leben sein kann, ohne den ganzen „Image-Fetisch“.

Viele Strategien beschäftigen sich in unserem Alltag mit dem Erzielen von Wirkungen auf andere. Beim Wandern und in der Natur allein mit uns selbst, zählt nur eine Strategie, nämlich das Durchkommen und Durchhalten. Dabei kann man sich selbst nicht betrügen.

 

Bezeichnend für das Langstreckenwandern ist das Denken an den nächsten Schritt. Auch hier können wir etwas für unseren Alltag lernen, z.B. Konzentration und bewusstes Erleben von Situationen und das Erledigen von Aufgaben „Schritt für Schritt“.

Das Pilgerprojekt ist keine Flucht in eine Ersatzwelt, sondern soll vielmehr Distanz zu bisherigen – meist krisenhaften – Beziehungen und zum gewohnten Umfeld ermöglichen. Die Wanderung soll Reflexion von Erlebten aus der Distanz anregen. Die Natur und die eigene Beziehung zur Natur spielen dabei eine große Rolle.

 

 

Achtsamkeit mit der Natur

Der Pilger erfährt täglich, dass er sich an der Natur erfreuen kann. Er lernt alles, was die Natur ihm bietet, so anzunehmen wie es ist. Die Natur bietet ihm was er braucht, aber auch nicht mehr. Er hat gelernt damit zufrieden zu sein.

Ganz langsam – Schritt für Schritt – lernt der Pilger die Natur zu lieben. Er läuft achtsam, auf den Wegen und nicht mehr daneben, nicht, weil es bequemer ist, sondern weil er der Flora nicht schaden will. Dies zeugt von großem Respekt vor der Umwelt. Dieser Respekt kann kein Autofahrer nachempfinden, der mit PS-Gewalt und von ihr durch die Karosserie getrennt, auf eigens für ihn

asphaltierten Pisten durch die Natur „pflügt“. Auch ein Radfahrer ist viel zu schnell unterwegs um diesen Grad der Achtsamkeit zu schulen.

Die Schulung der Achtsamkeit mit der Natur geschieht nicht von einem theoretischen Ansatz her. Am Anfang einer Langstreckenwanderung steht oftmals der Wunsch nach Anerkennung durch eine erbrachte sportliche Leistung.

 

Zielsetzungen im Überblick

  • Krisenintervention
  • Beziehungsaufbau und Beziehungsstabilisierung
  • Aufbau realistischer Zukunftsperspektiven
  • Stärkung der eigenen Persönlichkeit mit dem Ziel der Förderung von lebenspraktischer und sozialer Kompetenz

 

 

Pilgern heißt weiterhin, viele fremde Menschen auf dem Weg zu treffen und mit ihnen eine Art Kommunikation zu finden. Dadurch wird das Verhaltensspektrum des Jugendlichen erweitert und somit können neue Perspektiven entwickelt werden.

Der tagtägliche Standortwechsel und die Suche nach neuen Quartieren bieten dem

Jugendlichen neue Erfahrungsmöglichkeiten und Motivation für Selbsterfahrung. Für alle Beteiligten (Jugendlicher und Betreuer) werden Kommunikationsformen und Umgang zur gemeinsamen Verbindlichkeit. Außerdem erfährt der Jugendliche auf diesem Weg, dass er keinen Sonderstatus hat.

 

Achtsamkeit mit Anderen

In den erschwinglichen Unterkünften entlang der Wanderwege, findet aufgrund des Zusammentreffens der Pilger aus verschiedenen Nationen und Kulturkreisen ein multikultureller Austausch statt. Der Respekt vor den Menschen anderer Länder, anderen Religionen und Kulturkreisen wächst durch den unvermeidlichen Kontakt mit diesen Menschen.

Oftmals ist Selbstversorgung angesagt. Küche und Geschirr kann jeder benutzen, muss aber die Einrichtung und das Geschirr sofort wieder parat machen für die nächste Gruppe. Fremde Menschen und Gruppen können eine große erzieherische Wirkung haben. Häusliche Machtkämpfe haben in dieser pragmatischen – kleinen Welt, keinen Platz.

In den Schlafsälen schlafen nicht selten 20 und noch mehr Pilger. Da jeder einen anderen Tagesrhythmus hat, ist das Verhalten in diesen Sälen von Rücksichtnahme anderen gegenüber, geprägt.

 

Einige Pädagogen der kinderheim machern GEMEINNÜTZIGE GMBH

haben 2022 angefangen mit Jugendlichen zu Pilgern. Das Ziel ist der ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha. Das ist der beste Jakobsweg in Deutschland, weil er über eine sehr gute Infrastruktur verfügt. Der Weg bietet über 140 Herbergen unterschiedlicher Art an und geht durch Mitteldeutschland. Man lernt viel über die Geschichte kennen und deren Kultur. Mittlerweile sind wir schon von Görlitz nach Kamenz gepilgert. Im Februar 2024 wird die Strecke fortgesetzt von Kamenz bis nach Leipzig. Dann hat die Gruppe knapp 200 Km geschafft. Während des Pilgerns haben die Jugendliche sich intensiv mit dem Thema Jakobsweg beschäftigt. Sie verstanden die Intuition, die der Weg ausmacht. Der Ökumenische Pilgerweg endet in Vacha, wo es auch eine Urkunde für die Pilger gibt, die den Weg komplett gemacht haben. Über die Ostertage wird die Gruppe den Ökumenischen Pilgerweg abschließen.

Daraus wuchs der Wunsch, dass sie einmal in Santiago de Compostela/ Spanien ankommen wollen. Gemeinsam überlegten die Pädagogen und Jugendlichen wie das möglich ist, da der Weg in Portugal oder Spanien gut reflektiert wird und 100 Kilometer reichen würden, um die Urkunde (Compostela) zu bekommen. Schnell verstanden sie, dass ein paar Tage nicht reichen würden um diesen Weg in seiner vollen Bannbreite und Vielfalt wahrzunehmen. So fand man gemeinsam eine Route in Portugal.

 

Unser Projekt: Erlebnis Pilgern in Portugal

Die Pädagogen pilgern gemeinsam mit 5 Jugendlichen auf dem Camino Porto litoral. Der Start der Reise ist am 20.06.2024 in Porto/ Portugal und endet am 05.07.2024 in Santiago de Compostela / Spanien. Die Strecke ist 260 km lang und verläuft entlang der Küste mit Blick auf dem Atlantik. Die Jugendlichen erarbeiten den Weg selbstständig. Dabei planen sie die Tagesetappen, Verpflegung und Übernachtungen. Wichtig ist auch, was erwartet sie in Santiago de Compostela und was gibt es unterwegs Sehenswertes zu entdecken.